Liebe Freunde
An die älteren unter Euch: „Fragt Ihr Euch manchmal nicht auch, was aus dem alten STEAMPUNK Lebensgefühl geworden ist?“
Ja meine lieben Freunde, vielleicht bin ich alt und grau geworden – vielleicht bin ich auch ganz einfach nicht genug anpassungsfähig. Deshalb heute mal ein etwas anderer Post zum Thema Steampunk.
Machen wir doch einmal eine Zeitreise… zurück in die Wiege des Steampunks, dem „Burning Man Festival“ in der Wüste Nevadas – damals ging’s um ein Lebensgefühl und um Kunst. Der Punk, die Andersartigkeit wurde zelebriert und aus fantastischen Maschinen aus Stahl und Eisen entstand ein faszinierendes Lebensgefühl mit eigenem Credo: Der Steampunk machte den Schritt vom literarischen zum künstlerischen Genre. Die Schutzbrille, welche die Augen vom Sand der Black Rock Wüste schützte wurde zum Markenzeichen dieser neuen DIY-Kultur.
Doppelseite in meinem Buchs über das Burning Man Festival
Und wo stehen wir heute, rund ein vierteljahrhundert später? Der Staub der Black Rock Wüste ist inzwischen weg und Steampunk hat sich zum überwiegenden Teil in eine Reenactment- und Cosplayszene verwandelt.
Es gibt sie noch, die Künstler und Maker - sie arbeiten auch heute noch in kleinen unscheinbaren Werkstätten und tauschen ihr Wissen gegenseitig aus. Doch sie bewegen sich im Schatten eines neuen gigantischen Konsumzweigs mit dem Namen „Steampunk Fashion“.
Was früher eine Gegenbewegung gegen die moderne und verwöhnte Konsum- und Modegesellschaft war ist
heutzutage Teil genau dieser Gesellschaft geworden.
Es ist „In“, wenn man „Steampunk“ ist. Es geht hauptsächlich ums sehen und gesehen werden. Es geht um Selfies, um das
Präsentieren von sich selbst und um Photoshootings. Im Internet kann man kaufen, was man früher als DIY bezeichnete: Steampunk-Schmuck und Taschenuhren aus China, Steampunk-Kostüme aus Vietnam.
Was früher aus solidem Messing gebaut war besteht heute aus kupferfarbenem Plastik.
EBAY-Steampunk...
Nun bleibt natürlich die Frage offen: War es früher besser? Ich persönlich würde die Frage so beantworten: „Es war anders...“
Was man jedoch von sehr vielen Künstlern hört ist die Tatsache, dass Steampunk-Kunst in der Szene selbst stark an Wert verloren hat. Dieser Aussage kann ich aus meiner eigenen Erfahrung ganz klar zustimmen. Eigentlich verständlich, denn das Publikum hat sich ja auch stark verändert. An meinen Ausstellungen sehe ich nur sehr selten Steampunks, und die wirklich begeisterten Besucher sind fast immer die ganz normalen Menschen von nebenan - und wunderbarer Weise natürlich die Kinder.
Und was bringt wohl die Zukunft? In Anbetracht, dass sich die Künstler und Maker Szene in den vielen Jahren nicht gross verändert hat kann man wohl davon ausgehen, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Der Kosumzweig „Steampunk Fashion“ wird jedoch weiter wachsen und seine jungen Anhänger finden.
Doch irgendwann ist jede Mode vorbei und es wird wieder Ruhe einkehren – und dann wird auch die gute alte Steampunk-Kunst wieder ihren wahren Wert zurückerlangen.
Ich grüsse Euch aus meinem "schattigen" Laboratorium
Euer Dan Aetherman